Wie viele Menschen nehme ich mir im Monat Dezember oft einen Moment Zeit, um über das Leben nachzudenken. Über die Ereignisse, die unsere Welt in den letzten Monaten schöner und viel hässlicher gemacht haben. Über die Menschen, die ich kennenlernen durfte und die ich leider verlieren musste. Dann denke ich über die Freundschaften nach, die entstanden sind, und denke an die wunderbaren Menschen, die ich in ihren Heimatländern in manchmal ausweglosen Situationen zurücklassen musste.
Bei meiner Arbeit wünscht man sich manchmal einen kleinen Knopf, an dem man drehen kann, damit man sich nicht mehr mit den Dingen verbunden fühlt, die man sieht, mit der Armut, den Toten, der Traurigkeit. Ich kann Ihnen sagen, dass es einen solchen Knopf nicht gibt. Es ist unsinnig zu glauben, dass ich nicht damit einschlafe, morgens aufwache und zwischendurch davon träume. Und der Tag, an dem es mich nicht mehr berühren wird, ist der Tag, an dem ich mir einen anderen Beruf suchen werde.
Heute halte ich inne, um mich an die Menschen zu erinnern, die ich in einem Flüchtlingslager in Bulgarien getroffen habe, wo die Situation so entwürdigend ist, dass kein Mensch dort leben möchte. Ich halte heute inne bei den ehemaligen Bewohnern des Dschungels in Calais, von denen viele in diesem Wintermonat noch immer ohne Obdach in dem alten Lager umherwandern. Ich halte heute inne bei den Kindern in Donezk, deren Eltern aufgrund des anhaltenden Krieges in der Region nicht mehr dort sind. Ich halte heute inne bei den Straßenkindern von Caracas, die ihr Weihnachtsessen in den Müllsäcken der übriggebliebenen Abfälle suchen müssen.
Aber ich denke auch an die Zehntausende von Niederländern, die Weihnachten in ihrem eigenen Land auf der Straße oder in Notunterkünften verbringen werden. Die Niederländer, die ihre Weihnachtsmahlzeit über die Lebensmittelbank beziehen müssen, und die Niederländer, die aufgrund von Einsamkeit in ihren Wohnungen isoliert sind.
Wenn ich mir die verfallende Welt um mich herum ansehe, bin ich oft stolz darauf, ein Niederländer zu sein. Oft nur mit Scham. Wir sind gut darin geworden, uns von den Problemen um uns herum zu distanzieren. Wir sind gut darin geworden, die Augen zu schließen und den Problemen den Rücken zuzukehren. Wir sind so gut darin geworden, uns über die Vergeblichkeit zu sorgen, dass wir manchmal blind für die Realität zu sein scheinen. Als ob es einen Knopf gäbe, der uns besser schlafen, schöner träumen und besser aufstehen lässt.
Trotzdem wünsche ich allen, hier und in der Ferne, frohe Weihnachten.